Neue Pferde in Waltwil
Der Sommer in Waltwil ist vorüber und es ist an der Zeit wieder einmal einen Bericht über unser Stallleben zu veröffentlichen.
Der letzte Bericht hat mit der Aussicht geendet, dass ein neues Pferd bei uns im Stall einziehen wird, Lightning, ein älterer Wallach. Die ersten Tage, die er in der Integrationszone verbrachte und ersten Kontakt mit den anderen Pferden aufnahm, verliefen eigentlich ganz vielversprechend. Doch im Verlauf der weiteren Integration zeigte sich, dass er mit der unmissverständlichen Art einiger Stuten in unserer Herde nicht umgehen konnte. Es kam einige wenige Male zu sehr ausgeprägten Schlägereien, die bei uns den Eindruck erweckten, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gross sein wird, dass diese Konflikte nicht schnell beigelegt sein werden, falls überhaupt. Durch sehr unterschiedliche Stockmassgrössen der Kontrahenten entstand auch ein erhebliches Verletzungspotential. So entschieden wir uns schweren Herzens, dass Lightning wieder ausziehen muss. Zudem entschieden wir zusätzlich keine Pferde mehr aufzunehmen, die ein Stockmass über 1.55 aufweisen. Für uns als Stallbesitzer eine schwere und unangenehme Entscheidung, jedoch ist uns das Wohl der Pferde und die Harmonie der bestehenden Herde sehr wichtig.
So verliess uns Lightning nach zwei Monaten wieder und durch einen glücklichen Zufall fanden wir schnell ein passendes Pferd/Besitzer Paar für den freien Platz. Anfang August zog also eine ältere Gangpferdestute, Eri, bei uns ein. Diesesmal verlief die Integration sehr leicht, nach gut zwei Wochen konnten wir die Integrationszone schon auflösen. Herzlich Willkommen Eri!
Bauliche Veränderungen
Bauliche Veränderungen gab es diesen Sommer eher wenige. Wir konnten beobachten, dass die Pferde durch Hitze und Schweiss ein gesteigertes Bedürfniss hatten sich zu Kratzen und Schubbern. Daher bauten wir ihnen einen ordentlichen Kratzpfosten.
Zudem fiel uns schon seit längerer Zeit auf, dass unsere Pferde als Barhufer Schwierigkeiten hatten mit unserem Juramergelboden. Die vielen unförmigen und spitzigen Steinchen die sich aus dem Boden lösten schienen sie zu Schmerzen beim Gehen und führten auch zu herausbrechenden Hufwänden. Dazu kam, dass wir zu wenig Gefäll in der Fläche hatten und bei Regenfällen immer eine tagelange Seenlandschaft entstand. Also entschieden wir gemeinsam mit unseren Pensionären einen neuen Boden bzw. Tretschicht anzulegen. Ein schöner Sommertag wurde zu einem strengen Arbeitstag und so besserten wir zuerst den bestehenden Juramergelboden aus, in dem wir Löcher flickten und ein neues Gefäll einbrachten (damit das Regenwasser besser abläuft). Danach folgte eine ordentliche Schicht Rundkies, welches wir als besonders Huffreundlich empfinden.
Seit gut zwei Monaten leben die Pferde nun mit dem neuen Boden und er hat sich gut bewährt. Mit geeignetem Werkzeug ist er ebenfalls gut zu misten. Damit er sich auch gut von Heu und Einstreu reinigen lässt, haben wir unter unseren Heuspender und an allen Ein- und Ausgängen Platten angebracht, welche einfach zu reinigen sind.
Einstreu
Weitere Veränderungen betreffen unser Einstreu. Unser Einstreu bestand bisher aus Grünkompost und Weichholzgranulat. Das Einstreu hat sich insofern bewährt, dass es sehr einfach zu reinigen vom Mist ist. Wenn man es jedoch nicht sehr regelmässig fräst und umgräbt, wird es sehr hart. Ist dies der Fall, nutzen die Pferde die Fläche nicht mehr als Liege- und Schlafplatz. Daher haben wir im Sommer einige Male gefräst und umgegraben. Dieser Arbeitswand ist jedoch enorm für eine Einstreufläche von 110 m2. Zudem konnte uns diese Form von Einstreu hygienisch nicht überzeugen. Trotz des angeblichen Kompostiervorgangs roch es für unseren Geschmack zu sehr nach Ammoniak und schien somit zu wenig aktiv zu "arbeiten". Also entschieden wir uns etwas Neues auszuprobieren. Aktuell sind wir in einer Versuchsphase mit Strohkrümel, Leineneinstreu und der Zusetzung von Bioma, welches für einen aktiven Zersetzungsprozess verantwortlich ist und somit ein gesundes Klima schaffen soll. Wie unsere Erfahrungen diesbezüglich sein werden, berichten wir dann im nächsten Newsletter.
Schattenplätze
Eine weitere Erweiterung unseres Stalls betraf die Schattenplätze. Unsere Hecken und Bäume, die später einmal dazu dienen sollen, sind noch jung und auf dem gesamten Trail ist somit noch kein Schatten zu finden. Gerade im Hochsommer ist dann die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Pferde sich um die wenigen Schattenplätze streiten. Daher legten wir uns ein grosses Sonnensegel zu, mit welchem das Schattenangebot erhöht wurde. Die Pferde waren uns sicher dankbar :-)
Hecke, Blumen und Wiese
Leider benötigt die ganze Begrünung der Anlage viel Zeit und Geduld. Pflanzen wachsen langsam und gerade unseren neuen Hitzesommern fällt auch vieles zum Opfer. Nichtsdestotrotz ist unser Wildpflanzenhochbeet förmlich explodiert und vieles darauf gewachsen! Auch unsere Wildrosensträucher (Zimtrose) sind gewachsen und erste Rosen waren zu bestaunen. Die Totholzhecke wurde im Frühling noch mit reichlich frischem Schnittgut aufgefüllt.
Über unsere Philosophie zur Heugewinnung habe ich ja schon einmal einen ausführlichen Bericht geschrieben (Link). Wir haben in diesem Zusammenhang dieses Jahr einiges ausprobiert, dessen Auswertung aber zum jetztigen Zeitpunkt noch zu früh ist. Wir haben vier Felder verschieden neu angesät, darunter 1 x mit Saatgut von HoloSem (Wiesenkopierverfahren), 1 x eine qualitativ mittelwertige Saatgutmischung, welche wir selber zusammengestellt haben, mit 1/3 CH Wildkräutersamen und 2/3 extensiven Gräser, jedoch nicht Ursprung aus CH Wildsaatgut, 1 x artenreiche Heuwiese CH Ökotyp Humida und 1x eine UFA 450 Mischung.
Zudem haben wir eine Weide neu angesät. Dafür haben wir uns auf die Suche begeben nach einer Saatgutmischung ohne Weidelgräser, welche schwer zu finden ist bei den gängigen Saatgutfirmen. Fündig wurden wir nur bei Horsana, leider wieder nicht mit Saatgut welches aus Schweizer Wildgräser gewonnen wurde.
Über unsere Erfahrungen und erste Ergebnisse mit verschiedenem Saatgut berichten wir sicher frühstens nächsten Frühling/Sommer.
Ist es nicht schön, das Trailleben?
Und schliesslich müssen wir an dieser Stelle unbedingt noch über unser Trailleben berichten! Nach dem sehr nassen Winter konnten wir es kaum erwarten, dass die Pferde den Trail endlich täglich nutzen können. Wir füttern im Sommer hauptsächlich nur aus den Stationen auf dem Trail. Die Pferde sind also viel in Bewegung und geniessen die Weitläufigkeit. Zudem ermöglicht ihnen das Vorhandensein des Trails ein noch grösseres Beschäftigungsangebot und somit einen selbstaktiveren und ausgelasteteren Alltag. Für uns ein schöner Lohn, das tägliche Bild von zufriedenen Pferden!
Weiterhin hoch im Kurs ist der Reitplatz, welcher für die Pferde bei Nichtnutzung dauernd zur Verfügung steht. Ich denke wir sollten darüber nachdenken den Platz umzutaufen, denn viel eher ist er ein Schlafplatz statt Reitplatz ;-)
Ausblick
Der Ausblick verspricht wieder den Übergang in die ruhigere Winterzeit. Die Tage werden kürzer, die Natur verfällt in ihren alljährlichen Winterschlaf und damit bricht auch für uns eine ruhigere Zeit an. Zeit Kräfte zu sammeln für unsere Projekte wie z.b die Heugewinnung und Wiederherstellung von artenreichen Wiesen, das Optimieren vom Stallleben und andere Dinge auf dem Betrieb. Alles Dinge die im Sommerhalbjahr viel Energie und Zeit kosten, aber deren Ziel auch unser Lohn ist!